Oben von der Windenergieanlage sieht man, wie schön Brandenburg ist
Jobportrait: Jan Kliemt arbeitet bei Enercon
Oben von der Windenergieanlage sieht man, wie schön Brandenburg ist
Zwischendurch müssen wir unser Telefonat unterbrechen: Jan Kliemt hat eine wichtige E-Mail erhalten, um die er sich sofort kümmern muss. Ein Serviceteam, für das er verantwortlich ist, ist in Schweden auf dem Weg zu einem Windpark. Jan Kliemt organisiert von Frankfurt aus, dass die Kollegen vor Ort die notwendige Ausrüstung bekommen.
Seit 2001 arbeitet der ausgebildete Industriemechaniker bei Enercon. „Servicemonteur für Windenergieanlagen: Das war damals etwas Besonderes“, sagt Kliemt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in der Höhe arbeite, weil ich Respekt vor der Höhe habe“, erinnert sich der Brandenburger aus Briesen (Mark). Die Höhe mache ihm auf Windenergieanlagen allerdings nichts aus, im Gegenteil: „Durch das flache Land in Brandenburg kann man sehr weit sehen: Von einer Windenergieanlage in Zinndorf kann ich das Tropical Islands bei Schönwald sehen. Und von Beeskow aus die Kohle-Schlote in Cottbus. Da sieht man, wie schön das Brandenburger Land ist.“
Die erste Windenergieanlage, auf der Kliemt gearbeitet hat, war die E70 mit 1,8 Megawatt installierter Leistung. Ca. 100 Meter waren damals die Gondeln hoch, bei modernen Anlagen sind es zwischen 120 und 160 Metern.
Im Juni 2019 hat Kliemt sein Fernstudium zum Mechatroniker abgeschlossen, gleichzeitig wurde er Gebietsleiter für Ostbrandenburg. Selbst auf den Windenergieanlagen ist Kliemt heute daher nur noch selten, vor allem koordiniert er die Einsätze seiner Kolleginnen und Kollegen.
Was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin Gebietsleiter im Außendienst. Das heißt, ich koordiniere die Einsätze der Servicemitarbeiter an den Windenergieanlagen. Dazu gehört die kurzfristige Planung, wenn es zum Beispiel Notfälle gibt, und die mittelfristige Einsatzplanung, mit der jeder Kollege und jede Kollegin weiß, wann er oder sie in den nächsten Wochen an welcher Windenergieanlage arbeitet. Auch die Urlaubsplanung gehört dazu.
Daneben kümmere ich mich um Schulungen und die Lagerwirtschaft. Zur Lagerwirtschaft gehört die Prüfung der Ausrüstung und die Bestellung von Materialien in Aurich, wenn den Kolleginnen und Kollegen etwas fehlt. Wenn ich eine Wartung plane, muss geklärt werden, welche Materialien dafür notwendig sind.
Selbst auf den Anlagen bin ich nur noch selten, vielleicht 10 bis 15 Prozent meiner Arbeitszeit. Servicetechniker sind in der Regel in einem Radius von etwa 50 Kilometer unterwegs, sie können also morgens von zuhause aus aufbrechen und sind am Abend wieder bei ihrer Familie. Einsätze weiter weg, bei denen die Kolleginnen und Kollegen auch auswärts übernachten, sind eher die Ausnahme.
Es gibt einen festgelegten Wartungsablauf. Dazu gehört, dass die Anlage einmal vom Fundament bis zur Blattspitze angeschaut wird: Sind da Risse im Turm oder an den Rotorblättern? Wie sieht es im Innenleben vom Turm aus? Alle Abweichungen vom Sollzustand werden notiert. Bei den größeren Anlagen gehören drei Mann zum Team: Zwei Elektriker und ein Mechaniker. Die Wartung einer Anlage dauert in der Regel etwa zwei Tage.
Kurzportrait Unternehmen
Das 1984 in Deutschland gegründete Unternehmen ENERCON ist international führend auf dem Gebiet der Konstruktion, Produktion und des Vertriebs von Windenergieanlagen.
Mit seiner Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit durch getriebelose Generatortechnik, hohe Fertigungsstandards und umfassende langfristige Serviceverträge hat sich das Unternehmen am Markt etabliert.
Herr Dr. Aloys Wobben, Gründer von ENERCON, zeichnete das künftige Bild einer klar strukturierten und effizienten Energieerzeugung für alle und gab somit die Vision des Unternehmens vor: “Energy for the World” (Energie für die Welt). Getreu diesem Leitbild fühlt sich ENERCON der Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien verpflichtet. Um diesen Prozess voranzutreiben, baut das Unternehmen sein Forschungs- und Entwicklungspotenzial wie auch seine Produktions- und Absatzkapazitäten beständig aus.
Die Kunden von ENERCON können sich nicht nur auf die hohe Qualität und Zuverlässigkeit verlassen, die die WEA-Technologie heute auszeichnet, sondern auch auf einen soliden Partner, der das Unternehmen heute ist und auch in Zukunft sein wird.
Alle WEA von ENERCON zeichnen sich durch zuverlässige Technologie, geringen Wartungsbedarf und hohe Langlebigkeit aus und sichern den Kunden somit ein hohes Maß an Rentabilität für ihre Projekte.
Kontakt Unternehmen
ENERCON GmbH
Büro Potsdam
Ludwig-Richter-Str. 23
14467 Potsdam
Tel.: +49-331-74039310
Email: vertrieb-potsdam@enercon.de
Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Die Höhe, in der man arbeitet. Durch das flache Land in Brandenburg kann man von den Windenergieanlagen sehr weit sehen: Man sieht von Zinndorf aus die Cargo-Halle bzw. heute das Tropical Islands. Von Beeskow aus sieht man in Cottbus die Schlote der Kohlekraftwerke qualmen. Bei der Arbeit schaut man zwischendurch immer mal wieder ganz entspannt raus. Da sieht man, wie schön das Brandenburger Land ist.
Die Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren allerdings auch geändert. Früher konnte man noch unabhängiger arbeiten. Man hatte seine Aufgaben und hat am Ende des Monats einen Bericht abgegeben. Heute ist alles sehr viel kleinteiliger. Aber auch heute ist man noch recht frei: Ich sitze nicht in einer Halle, in der mir mein Chef die ganze Zeit auf die Finger schaut.
Als ich in meinem Beruf angefangen habe, war ich viel im Ausland unterwegs. Ich war in Italien, Österreich, Tschechien, Rumänien. In diesen Ländern war man noch mehr auf sich allein gestellt. Man hat alles komplett allein organisiert, auch um die Unterkünfte haben wir uns selbst gekümmert.
Es gab zwischendurch eine Zeit, in der Servicemitarbeiter weniger reisen konnten, das ändert sich aber wieder. Gerade ist ein Team von mir in Schweden unterwegs, so ein Auftrag geht dann vier bis sechs Wochen. Zu solchen Aufträgen kann man sich freiwillig melden. Gerade für jüngere Kolleginnen und Kollegen ist das sehr attraktiv.
Welche Perspektiven bietet Ihr Beruf?
Ich habe die Position als Gebietsleiter in der Enercon Service GmbH. Da gibt es noch viele Herausforderungen und Möglichkeiten, um mich beruflich weiterzuentwickeln. Weitere Karriereschritte wären nur möglich, wenn ich meine Heimat verlassen würde, und das will ich nicht. Ich fühle mich sehr wohl hier im schönen Brandenburg.
Weshalb würden Sie jungen Menschen den Job empfehlen?
Es ist eine Herausforderung, diese Technik zu beherrschen. Die Enercon-Anlagen, auf denen ich arbeite, haben den höchsten technischen Standard, den es gibt. Das ist sehr faszinierend!
Gerade für junge Menschen ist aber auch die Möglichkeit, weltweit zu arbeiten, sehr interessant. Enercon expandiert gerade in die ganze Welt, nach Asien, Russland.
Wie ist die Arbeitsbelastung?
Man muss flexibel sein. Mein Telefon ist immer an, ich habe es normalerweise auch immer bei mir: 7 Tage, 24 Stunden. Wenn die Kollegen abends bei minus 10 Grad von einem abgeschiedenen Windpark aus anrufen, weil sie ihr Auto nicht ankriegen, dann hole ich sie ab. Ich habe mit dem Job Verantwortung für Menschen übernommen.
Aber ich will nicht tauschen, mit einem Job bei Tesla zum Beispiel: Da arbeitet man in einer Halle, am Band und mit Schichtbereitschaft.
Interview: Kai Weller, Ahnen&Enkel