Eine Roadmap für die Metropolregion
Eine Roadmap für die Metropolregion
Wasserstoff spielt für den Umbau der künftigen Energieversorgung eine zentrale Rolle. In der Region Berlin Brandenburg gilt das in besonderem Maße. Die Akteurinnen und Akteure haben bereits Projekte angestoßen und vernetzen sich. Die Richtung ist klar, nun braucht es eine detaillierte Planung, um die Kapazitäten im großen Stil auszubauen.
Im Zuge der Energiewende wird Wasserstoff zum wichtigen Element: um volatilen Strom aus Wind und Sonne zwischenzuspeichern, um bei Bedarf Strom in Gas umzuwandeln, um Derivate in Form von E-Fuels, Ammoniak oder Methanol herzustellen und bestehende Prozesslinien in der Industrie zu unterstützen. All dies spielt für die Entwicklung der Region Berlin Brandenburg eine herausragende Rolle.
Denn einerseits hat Berlin als Metropole und starker Wirtschaftsstandort einen hohen Energieverbrauch und auch in Brandenburg siedeln sich verstärkt Unternehmen an, die großen Bedarf an klimafreundlicher Energie anmelden. Zugleich sind gerade im Flächenland Brandenburg auch die Potenziale groß, um aus Wind- und Sonnenenergie grünen Wasserstoff zu gewinnen. Berlin Brandenburg entwickelt sich dabei zu einem Hotspot der Forschung, wo Lösungen für das Energiesystem der Zukunft entwickelt werden.
Der Nationale Wasserstoffrat schätzt, dass Brandenburg 2040 einen Wasserstoffbedarf von etwa 22,5 Terrawattstunden (TWh) haben wird. Dieser teilt sich auf für die Dekarbonisierung der Industrie, des Verkehrs, der Wärmeversorgung und der Energieversorgung. „Beim heutigen Stand der Technik lässt sich dieser Bedarf an grünem Wasserstoff nicht komplett aus regionaler Produktion decken“, sagt Tom Lange, Regionalverbandsvorsitzender des BWE Berlin Brandenburg, der beim Energieunternehmen Enertrag unter anderem die strategische Projektentwicklung Deutschland leitet. „Voraussichtlich sind wir also auch auf Energieimporte angewiesen.“
Mit der Strategie für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Land Brandenburg liegt seit Kurzem ein Fahrplan mit 65 Maßnahmen vor. Darin wurde das Ziel definiert, einen Wasserstoffbedarf von 3,75 TWh mittels erneuerbarer Energien und Elektrolyse zu decken. Dies entspricht 16,7 Prozent des erwarteten Gesamtbedarfs. Die elektrische Energie soll dabei vor allem mittels Windkraft erzeugt werden. Zusätzliche Kapazitäten aus Effizienzsteigerungen und zusätzlichem Ausbau, wie etwa bei der Photovoltaik, sollten für eine zusätzliche Wasserstoffproduktion genutzt werden. Dies hat die Brandenburger Landesregierung in ihrer „Energiestrategie 2040“ festgehalten. Ziel sei es dabei, „die Energieimporte und damit die Kosten so gering wie möglich zu halten und die Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Brandenburg zu sichern“.
In Berlin sind die Möglichkeiten, Wasserstoff direkt vor Ort aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, deutlich geringer als in Brandenburg: „Wichtig ist nun unter anderem, darauf hinzuarbeiten, dass Berlin an die überregionale Infrastruktur angeschlossen wird“, betont Lange. Mehrere Leitungen befinden sich deutschlandweit im Bau, die zum Beispiel Wasserstoff zwischen dem mitteldeutschen Chemiedreieck, der Metropolregion Halle-Leipzig, Magdeburg und der Stahlregion Salzgitter transportieren sollen.
Der Wasserstoffmarktplatz, eine digitale Plattform zur Vernetzung und Planung, soll das Wachstum der Wasserstoffwirtschaft in der Region beschleunigen. Hier können Akteurinnen und Akteure sich registrieren, ihre Projekte veröffentlichen und sich darüber austauschen. Das Cluster Energietechnik wiederum setzt sich für nachhaltige Innovationsprojekte in Berlin und Brandenburg ein. Es vertritt über 6.500 Unternehmen in der Region mit insgesamt 60.000 Beschäftigten. Neben der Vernetzung mit Wissenschaft und Politik steht auch die Internationalisierung der Unternehmen und die Informationsbereitstellung zu aktuellen Themen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene im Fokus des Clusters. Die Projektthemen reichen von Energieeffizienz, Speichertechnologien, erneuerbare Energien und Wärmewende bis hin zu Digitalisierung und Wasserstoff.
„Die Akteurinnen und Akteure in der Region Berlin Brandenburg haben erkannt, welche Richtung eingeschlagen werden muss“, sagt Lange. „Für eine bessere Orientierung bei den nächsten Schritten brauchen wir nun über die bestehenden Untersuchungen hinaus eine umfassende Studie, die noch detaillierter analysiert, was wir bis wann umsetzen müssen.“